Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches folgte eine Völkerwanderung, die von 375 bis mindestens 500 nach Christus andauerte. 500 nach Christus kam es durch die Merowinger erstmals zur Bildung eines römisch-germanischen Reiches. Ihr Herrschaftsgebiet erstreckte sich über weite Teile Westeuropas und des westlichen Mitteleuropas. Mit den Merowingern entstand das Frankenreich, das lange Zeit eine bedeutende Rolle in der europäischen Geschichte spielen sollte und aus dem das heutige Frankreich hervorging.
Zur Zeit der Merowinger stand das heutige Deutschland großteilig unter der Herrschaft der Sachsen. Im Zuge des Ausbaus ihrer Macht versuchten die Merowinger, weiter in Gebiete östlich des Rheins vorzudringen, was ihnen auch teilweise gelang. Die Thüringer und die Alemannen gerieten im 6. Jahrhundert so in Bedrängnis, dass sie Herrschaftsgebiete an die Merowinger abtreten mussten.
Zu einem zentralisierten Königreich mit alleinigen Herrschaftsanspruch kam es jedoch nie, denn die Hausmeier lehnten sich entschieden gegen diese Idee auf. Weitere Zerwürfnisse innerhalb des Reiches machte eine Zentralisierung unmöglich.
Karl der Große
Die Dynastie der Merowinger wurde im späten 7. Jahrhundert von der Familie der Karolinger abgelöst. Sie sollten mehr als hundert Jahre die fränkische Königswürde für sich beanspruchen. Der erste Karolinger, der den Königsthron bestieg, war Pippin der Jüngere. Sein Sohn Karl der Große sollte einer der bedeutendsten Herrscher der europäischen Geschichte werden.
Durch seine berüchtigten und vielzähligen Feldzüge konnte Karl der Große das Gebiet des Frankenreichs erheblich erweitern. Das Reich Karls des Großen erstreckte sich vom Atlantik bis hin zu den Pyrenäen und wurde nördlich von der Ostsee und südlich vom Alpenrand begrenzt. Nach dem Tod Karls des Großen wurde im berühmten Vertrag von Verdun das Großreich zwischen seinen drei Enkeln aufgeteilt. Aus dem ostfränkischen Reich sollte später Deutschland hervorgehen.
Karl dem Großen kann auch die Neubelebung der Bildung und der akademischen Dokumentation nach dem dunklen Zeitalter der Völkerwanderung zugeschrieben werden. Er veranlasste den Bau von Klöstern, die zu Bildungseinrichtungen wurden, in denen geforscht wurde und wichtige Begebenheiten niedergeschrieben wurden.
Über Generationen hinweg nahm die Macht der Karolinger ab, bis sie mit Konrad I. endete. Wie die Merowinger einst wurden sie von einem neuen Geschlecht abgelöst, den Ottonen. Nach Heinrich dem I. folgte sein Sohn Otto I, der sich zur Sicherung seiner Macht auf die Kirche stütze. Otto stärkte die enge Symbiose zwischen Kirche und Reich, was heute als Reichskirchensystem bezeichnet wird.