
Wen immer man fragt: Niemand will als Konsument für Tierquälerei verantwortlich sein. Der Handel reagiert mit Etiketten am Fleisch, die für eine ‚tiergerechte Haltung‘ stehen sollen. Doch die Verbraucherzentralen stellen fest: Weniger als zehn Prozent des Fleischangebots in Supermärkten und Discountern stammen von Tieren aus deutlich besseren Haltungsbedingungen.

Seit April 2019 kennzeichnen acht Handelsunternehmen Fleischprodukte einheitlich mit dem Siegel „Haltungsform“. Das ist ein vierstufiges, freiwilliges Label für verschiedene Haltungsbedingungen. In einem (nicht repräsentativen) Marktcheck in 14 Bundesländern haben die Verbraucherzentralen geprüft, wie es um das Fleischangebot in den einzelnen Haltungsstufen bestellt ist. Das Untersuchungsergebnis der 1.631 Produkte: Weniger als 10 Prozent des Fleischangebotes waren mit Stufe 3 und 4 gekennzeichnet.
Nur diese stehen aber für deutlich bessere Haltungsbedingungen, erklärt Dr. Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. „Das ist viel zu wenig und schränkt die Auswahl beim Einkauf ein.“ Bei Haltungsstufe 4 handelte es sich fast ausschließlich um Bio-Fleisch.

Etwa ein Drittel der Produkte (33,8 Prozent) stammte aus der Haltungsform 2. Das war in der Regel Geflügelfleisch. Hier liegen die Anforderungen nur wenig über dem Mindeststandard. Mehr als die Hälfte des Fleischangebots (56,3 Prozent), überwiegend Schwein und Rind, waren mit der Haltungsform Stufe 1 gekennzeichnet. Das entspricht dem gesetzlichen Mindeststandard.
Die Verbraucherzentralen fordern ein staatlich kontrolliertes Tierwohl-Kennzeichen. Außerdem müsse Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch auch in den Haltungsformen 3 und 4 gut verfügbar sein. Davon seien die Handelsketten derzeit weit entfernt.
Text: VZ/repor-tal
Informationen: www.verbraucherzentrale-berlin.de/haltungsform